Yoga Lehrbücher
Entweder brauchen Sie Ihr Yogalehrbuch täglich
oder Sie brauchen es gar nicht.
Wer lange genug den Yoga übt, wird es bestätigen. Es geschieht im Yoga nichts, was nicht auch sonst geschehen würde – mit einem einzigen Unterschied: im Yoga wird uns diese Tatsache bewusst.
Es wäre inkonsequent, wenn wir – um bewusster zu werden – darauf bestehen würden, Yoga-Literatur, speziell Yoga-Lehrbücher, zu brauchen. Schließlich sagen wir, der Vorgang, den wir Yoga nennen, ist zuerst eine innewohnende, angeborene Qualität des Menschen.
Dennoch gibt es zwei Gruppen von Yogapraktiken und Yoga-Schulen: Eine, die schon durch ihren Namen auf den innewohnenden Yoga hinweist. Sie nennt ihren Weg Sahaja-Yoga. Das Sanskritwort sahaja bedeutet eingeboren, innewohnend. Dort wird die spontane Erfahrbarkeit der Lehre betont.
Die meisten Schulen berufen sich jedoch, gemäß ihrer Lehrertradition, auf die Aussagen und Schriften ihrer Lehrer. In ihrem Unterricht spielt deshalb die Yoga-Erfahrung anderer die führende Rolle.
Der Idealfall – für westliche Verhältnisse – tritt ein, wenn Ausgewogenheit zwischen beiden Richtungen – der eigenen Erkenntnis und der übernommenen Erfahrung – angesteuert wird.
Unser Thema „Lehrbücher“ beschäftigt sich mit der unterschiedlichen Rolle der Bücher bei beiden Methoden.
Zunächst, und unabhängig von der Methode, hat der Yogalehrer zwei markante Punkte im Blickfeld: das Ziel seines Unterrichts und die Ausgangsposition seines Schülers. Während das Ziel des Yoga ruhige und klare Formen hat, ist der Standort des Schülers unruhig und voller Zweifel.
Das Vorgehen des Lehrers besteht aus zwei Schritten: es sorgt erstens für stabilisierende Erlebnisse des Übenden und greift zweitens dessen Zweifel auf.
Das Auslösen freudiger und festigender Erlebnisse ist kein Problem, sogenannte positive Kräfte lassen sich leicht in Bewegung setzen. Der Umgang mit der Unruhe und den Zweifeln des Schülers ist schwieriger.
Natürlich weiß der Lehrer, dass Zweifel unvermeidlich sind und ihn und seine Schüler auf allen Wegen begleiten werden. Er hat jedoch große Mühe – nein, das ist die Essenz seines Unterrichts – seine Schüler in diese Einsicht einzubeziehen. Dabei kann er seine Erkenntnis nicht einfach auf die Schüler übertragen.
Der Lehrer weiß, dass es ohne die Zwei – dem polaren Prinzip – gar kein Weltenspiel geben würde, und er weiß, dass der Niederschlag dieses Prinzips im Bereich des Denkens eben der Zweifel ist. Von dieser Einsicht muss der Schüler hören, sie verstehen, darf aber nicht einfach ihre Übertragung auf sich, als Lösung seiner Probleme, begehren. Hier beginnt sein Üben.
In diesem Stadium der Entwicklung im Yoga fällt eine Entscheidung, auch mit Auswirkung auf die Wahl des Lehrbuchs. Wahrscheinlich werden Übende, die mehr zum Sahaja-Yoga neigen, mit der Lehre der Yoga-Sūtras umgehen und dort die Bestätigung und Benennung ihrer eigenen Erfahrungen finden, während die andere Gruppe, die einer Lehrertradition folgt, aus den Beispielen der Bhagavad-Gitā lernt.
Die Yoga-Sūtras bekräftigen, was schon erlebt wurde: aus dem Befolgen von āsana ergibt sich prānāyāma. Die Yoga-Sūtras sind nicht an Zeit oder Raum gebunden.
Die Bilder der Bhagavad-Gita spielen zwar in Indien, stellen aber ganz allgemein gültige Szenarien dar, die wir leicht nachempfinden können.
Der Yogalehrer sorgt dafür, dass der Entschluss für den einen oder den anderen Weg nicht zu früh gefasst wird, und ebenso, dass immer der Ausblick auf den jeweils anderen Weg geöffnet bleibt.
Lehrbücher spielen eine wichtige Rolle, manche braucht man jeden Tag, andere holt man hervor, wenn Zweifel aufsteigen. Noch andere schreibt man selbst. Und die Veden – das wird einem bewusst – hatte man schon verfasst, noch bevor sie aufgeschrieben wurden.

Yoga Nidrā – Der Heilschlaf der Yogis
Zwei Übungen von jeweils 30 Min

The Bhagavad Gita as a Living Experience
„An accessible introduction …“ Publishers Week
„Highly recommended“ Library Journal