SO-HAM – Wenn ein Wunder geschehen soll
Damit wir uns richtig verstehen:
ich bin nicht für Wunder,
ich bin für Yoga.
Aber ich habe gehört, manche
wünschen sich ein Wunder.
Sie meinen ein persönliches Wunder,
mehr als all die Wunder dieser Welt.
Nun nüchtern gesprochen: Es gibt nichts, außer dem Wunderbaren, außer den für uns gar nicht fassbaren, wunderbaren Erscheinungen dieser Welt. An ihnen teilzunehmen sind wir unwiderruflich eingeladen durch die Tatsache unseres Daseins. Und mein, unser Yoga ist nicht mehr als die Erinnerung an die Einladung. Eine Einladung, die natürlich am willkommensten ist, wenn wir sie fast vergessen haben, wenn es knirscht im Getriebe, wenn wir in einer Flaute hängen.
Dieser, unser Yoga lädt uns aufs Neue ein, von unserem Geburtsrecht Gebrauch zu machen. Er zeigt mit dem Finger auf die Wunder: Schau, sie sind schon da, du siehst sie nur nicht. Und weil wir sie nicht sehen, wollen wir, dass sie jetzt geschehen sollen.
Das erste Wunder ist der Atem. Er ist es dann, wenn er sich dem Menschen in seiner dem Menschen vorbehaltenen Weise zeigt, in der Sprache. Des Atems erster Ausdruck ist, ebenfalls unwiderruflich, der Klang SO’HAM. Wieso? Weil sich der Atem selbst so nennt.
Wir sind nicht aufmerksam genug, den Klang zu spüren, den Namen zu hören. Vorhanden ist er aber immer. Svami Muktananda sagt: „… gleich von Geburt an beginnt es (SO’HAM) mit der Atmung in jedem Menschen zu schwingen“.
Die Übung SO’HAM kann deshalb nur darin bestehen, die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Dass dieser Vorgang bestimmte, andere Maßnahmen erfordert, darf nicht von der Schlichtheit der Übung selbst ablenken.
Wer will, kann sie sofort beginnen: Ein Stuhl an einem stillen Platz und zwanzig Minuten Zeit genügen, der Wunder ansichtig zu werden – nicht der gewünschten, der vorhandenen. Es mag sein, dass es eine Weile dauert, bis ein „Erfolg“ eintritt. Der erfahrene Lehrer wacht über das rechte Maß.
Der Lehrer ist es es auch, der uns dann das Wort „Ansteckung“ neu vermittelt, der uns sagt, dass sich Wunder wie Lawinen in Szene setzen – solange wir still und aufmerksam sind.
Das erste und das größte Wunder ist der Atem in seiner Eigenschaft als Heiler, er ist fast unbeeindruckt von unseren persönlichen Wunderwünschen, unserem speziellen Wollen.
Den Atem so, „fast unbeeindruckt“ zu lassen, ist die große Aufgabe in unserem Yoga. Unser Werkzeug dafür hat einen Namen:
SO’HAM
Das heißt:
SO->sah->sa->ER
HAM->aham->ich.
Yoga Nidrā – Der Heilschlaf der Yogis
Zwei Übungen von jeweils 30 Min