Heilung mit Yoga
Selbstbehandlung mit Übungen
Auf der Stufe von Kriyā-Yoga*
Falsch:
Bei Rückenbeschwerden werden Rückenübungen angewandt und bei Augenproblemen Augenübungen.
Richtig:
Zum Übungsbeginn wird mit einem prägenden Namen der Bereich benannt, der es gefühlsmäßig „am nötigsten“ hat. Vielleicht ist es der Rücken, vielleicht sind es die Augen; trotzdem erfolgt die Auswahl der heilenden Übungen nicht in deren Richtung.
Ein Beispiel:
Rückenprobleme sind verhältnismäßig häufig. Auf dem Übungsblatt stehen – im Stil unseres Lehrers Selvarajan Yesudian – die Übungen.
pūrṇa prāṇāyāma |
Vollständige Yogi-Atmung | |
jālandhara bandha | Atempause | |
ekapādahastāsana | Form und Schönheit | |
baddhakoṇāsana | Elastizität | |
yoga mudrā | Gesundheit | |
mahā mudrā | Widerstandskraft | |
vṛkṣāsana | Gleichgewicht | |
nataśira vajrāsana | Kraft | |
vīrāsana | Selbstvertrauen | |
viparīta karaṇi | Ruhe | |
dhyāna | Einheit | |
śavāsana | RUHE |
Sie werden als Heilübungen unter dem Motto ihrer besonderen Wirkung und mit der Prägung „Rücken“ ausgeführt.
Das Einnehmen von Yogahaltungen findet im samādhi-nahen Zustand dhyānaja citta (einem Zustand mit verändertem Bewusstsein) statt, Körper und Gemüt reagieren dann als Einheit.
Die Gegenwart des inneren Arztes vorausgesetzt, fließen jetzt Heilkräfte so, wie es richtig und nötig ist. Das „denkende Gemüt“ des Übenden hat in dieser Situation keine Chance mit- oder gar quer zu reden.
Es kann gut sein, dass yoga mudrā – eigentlich keine Rückenübung – sofort oder am nächsten Tag, bei der Wiederholung der Übungen, spürbare Erleichterung bringt. Häufiger noch, wirkt die Summe der Übungen als Ganzes hilfreich auf das besondere Problem ein.
Es folgt die Bekräftigung: „Der Atem (gemeint ist prāṇāyāma)
verteilt die erlebte Kraft im Körper und darüber hinaus.“
Der oben unter „Richtig“ genannte „Bereich“ muss einen schlichten Namen bekommen. Für Rückenprobleme ist das Wort Rückenschmerzen besser als Worte wie Lumbago oder Bandscheibenverschiebung. Je unspezifischer, desto besser. Volkstümliche und familiär gebrauchte Worte wie „traurig, unwohl“ sind besser als „depressiv und therapiebedürftig“. Alles, was nach weiteren Deutungen verlangt, ist – in diesem Zusammenhang – untauglich. Spötter mögen von „blumig“ sprechen, sie wissen dabei wahrscheinlich nicht, wie Recht sie haben (und wie gut das sein kann).
„Wenn wir von Heilungen mit Kriyā- oder Haṭha-Yoga reden, behalten wir in Erinnerung, dass es im Yoga noch andere Heilweisen gibt. Und, dass sich der Kriyā-Yoga – erkennbar nach vertieften Studien – mit zweierlei befasst: mit der Förderung der Einheit in samādhi und der Minderung der Betrübnisse, der kleśās.
Anders als in der westlichen Medizin, wo nebeneinander liegende Fach- und Kompetenzbereiche einander ergänzen, ist die Heilkunde der Yogis vertikal geschichtet. Ihre Methode erlaubt den Zugang auf der Ebene einfacher Körperhaltungen und entwickelt ihre gestufte Dynamik im achtgliedrigen Weg astäñga-yoga zur höchsten Stufe des samādhi-Zustandes.
Höher stehende spirituelle Heilung ist jedoch, schon wegen der notwendigen Einsicht in den Bedarf ihrer Ursache, schwer zugänglich, schwerer als unser üblicher Umgang mit der Heilung bzw. Linderung von eigentlich als unnötig und lästig empfundenen Beschwerden.
Wichtig:
Yoga und Selbstbehandlung sind keinesfalls Ersatz für den Arztbesuch. Es wird empfohlen, den Hausarzt in Kenntnis zu setzen und seine Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Yoga Nidrā – Der Heilschlaf der Yogis
Zwei Übungen von jeweils 30 Min