F+A Unterschiede
Frage: Sie sprechen von der Yoga-Therapie und dem Yoga-Therapeuten. Wodurch unterscheidet sich die Yoga-Therapie von anderen Therapien?
Antwort: Der Unterschied besteht darin, dass der Yoga-Therapeut nur dort zur Heilung beitragen kann, wo er selbst gelitten hat.
F: Wie lange dauert ein Behandlungsvorgang bei der Yoga-Therapie?
A.: Wenn es sich wirklich um Yoga-Therapie handelt, ist sie nicht getrennt vom Yogaweg. Das ist ihr Erkennungsmerkmal.
F: Ist da nicht ein Widerspruch? Sie sagen oft, kein Mensch hat den gleichen Schnupfen wie ein anderer. Der Schnupfen, unter dem Sie gelitten haben, ist also ein anderer als der, den ich habe. Streng genommen können Sie also meinen Schnupfen nicht heilen.
A.: Seien Sie bitte noch strenger und noch näher bei unserer Lehre. Einen Schnupfen aus eigenem Recht gibt es nicht. Schnupfen – und alles andere in dieser Richtung – hat den Sinn, auf die erste Ursache hinzuweisen. Die Yoga-Therapie hat den Schritt anderer Therapien, dem Schnupfen – und allem anderen in dieser Richtung – Eigenständigkeit zu geben, nicht mitgetan. Yoga-Therapie repariert nicht, sondern zielt auf Erneuerung – über die erste Ursache hinaus. Ob der Hinweis nun aus Alltäglichem, wie einem Schnupfen, oder aus ganz besonderen Problemen entsteht, spielt keine Rolle.
F: Also ist es zwischen Yoga-Therapeut und Patient nicht so wichtig, wie die Diagnose lautet.
A.: Richtig. Die Yoga-Therapie hat auch den Bedeutungswandel des Wortes gnosis in dia gnosis (dia [gr.] durch, hindurch; gnosis „Feststellen des Übels“ statt [gr.] philosophisches Erfassen spiritueller Wahrheiten) nicht mitgemacht.
F.: Nur zur Bekräftigung: Der Yoga-Therapeut hatte also mit „der ersten Ursache“ zu tun und kann nur von dort her zur Heilung beitragen.
A.: So ist es.
Unterschiede
F: Noch ein Thema. In manchen Yogaschulen muss der Lehrer auf Fragen antworten, die auf Vergleiche mit anderen Methoden zielen. Zum Beispiel bei der Übung uṣṭrāsana will jemand den Kopf nicht in den Nacken legen, weil das laut anderer Meinung schädlich sei.
A.: Wenn die Yogalehrerin oder der Yogalehrer nicht schon beim ersten Unterricht deutlich sagt, dass die Übungen im Yoga nichts mit dem Verständnis von Gymnastik, Rückenschulen, Turnübungen und dergleichen zu tun haben, muss sie/er sich nicht wundern, dass solche Vergleiche angestellt werden.
F: Können solche Erklärungen nicht auch noch später, im Laufe der Zeit, gegeben werden, wenn mehr Verständnis für den Yoga entwickelt worden ist?
A.: Deutlich nein. Einmal aus Fairnessgründen und außerdem ist es nur am Anfang ganz leicht zu erklären, dass der gesamte Yogaunterricht quasi darin besteht Unterschiede, diesen Unterschied, erkennen zu lernen. Anfänger sind zunächst einmal sehr neugierig auf „das Andere, das Fremde“ im Yoga – man sollte sie nicht unnötig enttäuschen. Der kompetente Yogalehrer sollte einfach an die Frage erinnern, „wer“ denn den Kopf in den Nacken legt. Erklärungen auf der physiologischen Ebene sind fehl am Platz. Fehlt es allerdings auch beim Yogalehrer an diesem Wissen, muss die Frage nach dem Sinn der „Yoga“-Übungen erlaubt sein. Die Berufung darauf, es selbst – von wem auch immer – so gelernt zu haben, reicht nicht aus.
Yoga Nidrā – Der Heilschlaf der Yogis
Zwei Übungen von jeweils 30 Min