Die Methode Yesudian
Selvarajan Yesudian hat zwar viel geschrieben – „Sport und Yoga“, das verbreitetste Yogabuch, stammt zum Beispiel aus seiner Feder – aber eine Übungsmethode Yesudian finden wir in seinen Schriften nicht. Yesudian hatte nicht die Absicht eine Methode zu begründen. Anders seine Schüler. Uns blieb nichts anderes übrig.
Ich hatte schon nach manchen Techniken geübt, angefangen mit Hans-Ulrich Riekers „Hatha-Yoga-Pradīpikā“, einem hervorragenden Lehrbuch, nicht nur für Körperübungen; dem einfühlsamen Buch „Die Macht der Entspannung“ des Arztes H. Würthner. Sehr beeindruckt haben mich auch die Anweisungen und Auslegungen des Yogis Sachindra Kumar Majumdar in seiner Arbeit „Introduction to Yoga“.
Am Freitag, den 20. September 1961, habe ich das erste Mal nach der Methode Yesudian geübt. Jetzt war alles ganz anders. Das andere daran war nicht nur die Gegenwart eines Lehrers, sondern die durchscheinende Anwesenheit des größeren Meisters. Herbert Hildebrand machte von Anfang an klar, an wessen Stelle er den Unterricht erteilt. Dieses Gefühl der Zugehörigkeit entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer soliden Basis für die eigene Entwicklung und die eigene Weitergabe des Yoga an Menschen, die ebenfalls auf der Suche waren.
Das entscheidend Besondere an Yesudians Methode zeigte sich in der Mitnahme der Übenden in die Gleichzeitigkeit von präziser, vordergründiger Klarheit bei der Ansage der Übungen und faszinierender Transparenz in die Tiefe: der Blick auf die nicht erklärbare aber stets vorhandenen Idee der Lehre.
Zwei Beispiele: Weil die Übungen – auch langjährigen Teilnehmern – angesagt werden, „als wäre es das erste Mal“, entsteht ein Bezug zum System der Yoga-Sūtras. Erinnerung (smṛti) – an die Übung – ist eine vṛtti (unübersetzbares Wort), die „leidvoll und leidlos“ ist und als solche erkannt werden muss (Yoga-Sūtra 1,6). Und: Die Formel IAOOM. Wer sich darauf einlässt sie zu sprechen, kann nicht nur Beschwerden im Hals-Nasen-Ohrenbereich vermeiden, sondern ist der Rezitation, einer Übungstechnik zum Erleben der Sūtras, bereits sehr nahe. Angesprochen werden diese Assoziationen nicht, was aber ihren besonderen Reiz für den aufmerksam Übenden erst ausmacht.
Dass dieser Stil nicht überall Freunde gefunden hat, von Nachfolgern zu schweigen, liegt auf der Hand. Yesudian hat das gewusst und auf die Einrichtung einer Nachfolge fast ganz verzichtet. Wenige haben von ihm eher die Erlaubnis als den Auftrag erhalten in seinem Namen zu unterrichten. Im süddeutschen Raum war es vor allem Herbert Hildebrand aus Zürich, der in seinem Stil – fast so als wäre er es selbst – unterrichtet hat. Unsere Schule hat dort angeknüpft.

Yoga Nidrā – Der Heilschlaf der Yogis
Zwei Übungen von jeweils 30 Min