Die Einleitung der Yoga-Sūtras 1-4
Der Schlüssel zu den Yoga-Sūtras ist ihre Einleitung.
Klar und deutlich ergeben sich Sinn, Absicht und Stil der Yoga-Richtlinien und -Exerzitien aus ihren ersten vierzehn Worten.
Yoga-Sūtras I/1 bis I/4:
atha yoga-anuśāsanaṃ
yogaś citta-vṛtti-nirodhaḥ
tadā draṣṭuḥ svarūpe’vasthānam
vṛtti-sãrūpyam itaratra
Schon das erste Wort atha, mit seiner Doppelbedeutung*, hat Modellcharakter für alle folgenden Worte. Es lässt keinen Zweifel zu über die Art des Umgangs mit dem weiteren Text: Der Dualismus der Yoga-Sūtras ist eine von ṛṣis formulierte Beschreibung des mystischen Innen- und des profanen Außenlebens des Menschen. Die Sūtras beschreiben das auf kaivalya (bei sich selbst sein) gerichtete Verhalten des inneren Meisters (antarātman) gegenüber seiner äußeren Identität, dem Ich – in dessen körperlicher, geistiger, seelischer Gesamtheit.
Das nächste Wort yoga hat viele Bedeutungen, alle haben etwas mit Verbinden, Anjochen zu tun. Im Sūtra I.1 bedeutet yoga zuerst das erneuerte Verbinden der vergänglichen äußeren mit der unvergänglichen inneren Identität des Menschen. Von der ersten Bedeutung abgeleitet und, diese im Auge behaltend, erstreckt sich die Bedeutung des Wortes yoga in den Sūtras auf die Erneuerung der Verbindung aller zueinander gehörenden Gegensatzpaare, wie zum Beispiel kliṣṭa-akliṣṭāh.
Auch das folgende Wort anuśāsanam hat einen deutlichen und durchgehenden Sinn: Disziplin. Exerzitium, also Übung, erfordert Disziplin. Die Disziplin, zum Beispiel, die der Wagenlenker in der Katha-Upanishad gegenüber seinen Rossen praktiziert.
Sūtra I.2 Yoga ist citta-vṛtti-nirodhaḥ, (die Stilllegung der Urwirbel).
Sūtra I.2 geht von der Existenz der Urwirbel „vṛtti“ aus. Rhythmische Wirbel, die durch ihr bloßes Vorhandensein citta, eine erste „Substanz“ – Matrix aller anderen Substanzen – entstehen lassen, und als citta-vṛtti sowohl Energie wie auch Materie sind; analog zu Einsteins Formel E=mc2.
Sūtra I.3 Dann verweilt der Seher in der eigenen (wahren) Natur.
Sūtra I.4 Sonst (gibt es) Identifizierung mit den vṛttis.
* Die Worte atha und iti haben die syntaktische Bedeutung von Anfang und Ende. Der andere, vertiefte Sinn von atha meint das den Zeitbegriff überschreitende, ultimative „Jetzt“.
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