Zum Thema yama, äußere Ordnung

Ganz ähnlich wie im alten Griechenland scheint sich in unseren gesellschaftlichen Strukturen eine Gliederung in Polis und Ethnos zu vollziehen.

Polis, die demokratische Ordnung dringt zunehmend in Ethnos, die hierarchische Ordnung der Yoga-Szene ein. Dagegen ist nichts einzuwenden, zu fordern ist aber Klarheit, Bekenntnis der einzelnen Schulen, welcher Ordnung sie sich zurechnen.

Yoga-Teilnehmer an Mischformen, d. h. Formen, die einem anfänglich unvermeidbaren Experimentierstadium entsprungen sind (und in ihm verweilen), werden sich entscheiden müssen, ob sie den persönlichen Ansichten ihrer Lehrer oder einer bestimmten Lehr- und Lehrer-Tradition folgen wollen.

Damit sich zur Klärung ein solcher Prozess entwickeln kann, müssen die Schulen Profile ihrer Verfassung erstellen.

Institutionen, Verbände, Interessentengruppen werden sich ihrerseits um korrekte Orientierung über Yoga bemühen müssen.

Die Zeit dafür scheint reif zu sein, der „Yoga-Markt“ ist im Wachstum begriffen. Auch kleine und kleinste Schulen sind betroffen, sie könnten leicht in den Fängen von (demokratisch deklarierten) Außenstehenden landen, die im Yoga ein boomendes und – für sie – lukratives Geschäft sehen.

Jeder und jede Übende ist betroffen, er/sie darf die Chance nicht verpassen, zwischen Yogis/Yoginis und anderen, unverbindlich – meist im Wellnesscharakter – Übenden, zu unterscheiden. Beide Gruppen haben ihr Recht und können einander befruchten, nur muss jeder Einzelne wissen wohin er gehört.

Ordnungen, östliche und westliche, demokratisch und hierarchisch verfasste, sollten einander begegnen und verstehen. Yoga kann sich dem heute verbreiteten Übel des verhängnisvollen, gegenseitigen Missverständnisses nicht anschließen.

* Beide Worte im klassischen Sinn: demokratisch, Herrschaft des Volkes; hierarchisch, einer Rangordnung folgend.