Pause
kumbhaka
Im Yoga üben wir die Atempause.
In den Yogaübungen,
liegt mehr Bedeutung im Halt
– zwischen den Bewegungen –
als in deren Ausführung.
Bewegungen, auch der Gedanken, finden statt,
damit ihr Halt stattfinden kann – nicht umgekehrt.
- Schon zu Schulzeiten war das Läuten der Pausenglocke ein willkommenes Signal.
- Inzwischen haben wir viele Arten von Pausen kennengelernt: Ferien und Urlaub sind wohl die beliebtesten.
- Unbeliebt, aber trotzdem eine Pause, ist die Krankheit.
- Die Nacht lässt die Tagesroutine ebenso pausieren wie der Tag die Träume.
- Der Vortragende, auf dessen Rede alle gewartet hatten, tritt auf das Podium, spricht ein paar Sätze -, und hält inne. Das Publikum stutzt, manche glauben, er weiß nicht weiter. Aber, er ist ein Redner …
Das sind gröbere Formen der Pause. Die feinen kennen wir aber auch:
- Die Atempause(n).
- Das pulsierende Herz macht eine Pause.
- Die schöpferische Pause.
- Unsere Rückkehr zum Schöpfungsrhythmus (ṛtaṃbharā), heißt kumbhaka, Atempause.
Geschickte Regie nutzt das Element Pause bei allen Gelegenheiten; wie der Redner, der im Fluss seiner Ausführungen den Effekt der Unterbrechung rhetorisch einsetzt und das Publikum stutzen – eine Pause erleben – lässt.
Gelernt hat der Redner – wahrscheinlich unbewusst – von ṛtaṃbharā, der ewigen Ordnung. Der Ordnung, die alle Geschöpfe, ihre Gestalt und Funktionen in ihrem Rhythmus geprägt hat.
Jedes Ereignis in der Natur und jede Tätigkeit des Menschen ist, wie ein Pendel, rhythmisch angelegt. Zwischen den gegenschwingenden Phasen (ṛtaṃbharā), liegt immer kumbhaka ein kurzer oder längerer Halt – eine Pause.
Das Lexikon definiert die Pause als „Die kurze Unterbrechung eines weiterfließenden Geschehens“, wir fügen hinzu, „und macht dieses erst sinnvoll“.
Und damit sind wir beim Thema. Im Yoga üben wir die Pause, besonders die Atempause, weil uns der Sinn für den natürlichen Rhythmus durch die Wirkung der Behinderungen (kleśas) verloren gegangen ist.
Im körperbezogenen Yoga, den Yogaübungen, liegt deshalb mehr Bedeutung im Halt – zwischen den Bewegungen – als in deren Ausführung. Die Bewegung findet statt, damit der Halt stattfinden kann – nicht umgekehrt.
Als Übende des Yoga, der Lehre zur Schwächung der Behinderungen (Yoga-Sutra II,2), und damit der Lehre der natürlichen Erweiterungstendenz des menschlichen Bewusstseins, werden uns Behinderungen – das sind auch die Krankheiten – vor Augen geführt damit sie überschritten werden können. Aber erst die Erkenntnis eigener Betroffenheit weist uns den Weg. Dämmernde Einsicht zeigt uns nacheinander zweierlei: Zuerst die Unfähigkeit und Unmöglichkeit der Änderung unseres Verhaltens direkt am Ort des Geschehens. Und danach die Chance durch indirekte Anwendungen die Situation doch zu korrigieren.
Wenn es zur (üblen) Gewohnheit geworden ist halt- und pausenlos zu sein oder wenn wir die lebensnotwendigen Pausen im Alltagsgeschehen nicht einhalten können, brauchen wir uns vor Ort auch gar nicht weiter bemühen. Dort vergeuden wir nur unsere Kraft. Der richtige Platz für Korrekturen ist die Übungsmatte und der Name für die Wohltat der Pause ist kumbhaka. Das ist jene Pause, die unser Atem, der wichtigste Rhythmusgeber des Lebens, selbst seinem Beobachter mitteilt.
So wie der Redner, der nicht nur mit seinen Worten etwas zu vermitteln hat.
Yoga Nidrā – Der Heilschlaf der Yogis
Zwei Übungen von jeweils 30 Min