en passant

Es wäre schon sehr eigenartig, wenn die Gesetze der Natur ausgerechnet dort nicht gelten würden, wo wir sie am meisten brauchen.

„Die Natur hilft und heilt“ ist nicht nur ein wohlfeiles Wort, „Naturheilkunde“ ist ein fester Bestandteil unserer Existenz. Wo immer wir natürliche Vorgänge beobachten, erkennen wir zwei sich ergänzende Bewegungsrichtungen: die Welle kommt, die Welle geht.

Der Kreisschluss ist das Programm.
In Bezug auf unsere Beschwerden verliert dieser Ablauf seine Gültigkeit natürlich nicht. Aber unser Verhalten muss sich den Vorgaben der Natur anpassen.

Ob bei jedem Geschehen, besonders in Verbindung mit Krankheit, der natürliche Kreisschluss abgewartet werden kann, hängt von der Stabilität – und deren Stärkung – der jeweils Betroffenen ab. Und ob die Erforschung der kränkenden Richtung dieses Geschehens, also der Krankheit, die einzige Möglichkeit der Hilfe ist, ist stark zu bezweifeln.

Die allermeisten Beschwerden vergehen von selbst, so wie sie von selbst gekommen sind. Wobei das Prinzip „gehen“ ein wichtiger Beitrag unsererseits sein kann. So wie es richtig ist, die Verlaufsformen der Krankheiten aktiv zu erkunden, so kann es auch richtig sein, sie passiv, aber hellwach, nicht zur Kenntnis zu nehmen.

Der aktive Weg der heilkundlichen Forschung hat seine Kriterien und kennt unterschiedliche Stadien, ebenso weiß auch die Methode des passiven Verhaltens von verschiedenen Merkmalen und Stufen des „heilenden Wachseins“. Namen für diesen Zustand finden wir sowohl im westlichen wie im östlichen Sprachgebrauch der Heilkunde. Heilmeditation wäre ein, und samadhi ein anderes Beispiel. Ihrer beider Gemeinsamkeit ist das Nicht-zur-Kenntnisnehmen, die Nicht-Identifikation mit einem beliebigen, erwünschten oder unerwünschten Zustand.

Es liegt in der Natur der „Natur“, ihre Wesen mit den Grundelementen „Lasten“ und „Lösungen“ auszustatten.

Nur eine Hälfte dieser sich ergänzenden Qualitäten dulden zu wollen, erhöht lediglich den Ausdruckswillen der anderen. Naturheilkunde heilt (oder kränkt) durch Harmonisierung, durch Ausgleich, durch Zulassung des vernachlässigten Teils der beiden Elemente und stellt damit das natürliche Gleichgewicht wieder her.

Wenn wir dem – ebenfalls natürlichen – Bedürfnis unseres Wesens nach Irritation auf der einen und Harmonie auf der anderen Seite nachgeben, türmen sich weder die Wellen zu Bergen noch werden die Wellentäler zu Abgründen.

Hilfe und Heilung geschehen – meistens – en passant.