Was ist nirodha
Die Verborgenen Pforten zum Yoga – Gunas – Seite 2
Die Qualität des Lehrers beweist sich, wenn er/sie auf die Erwartungen des Übenden eingeht. Suchende können ja den Yoga und den besonderen Weg einer Schule nicht kennen. Der Lehrer wird – wie ein Arzt bei seiner Diagnose den Zustand des angehenden Schülers und den sich daraus ergebenden Einstiegswinkel als Einzelfall ermitteln.
Für dieses Vorgehen bedarf es großer Erfahrung und noch größerer Toleranz. Der Lehrer muss westlich verankerte Kriterien kennen, noch mehr aber muss er die yogischen Merkmale heranziehen. Der Yoga-Schüler muss die Kompetenz seines Lehrers in beiden Bereichen deutlich spüren, und zwar von allem Anfang an. Halbheiten gibt es im Yoga nicht.
Was es aber gibt – wir dürfen das nicht verwechseln – ist der einfache und trotzdem deutliche Einstieg in das übende Geschehen. Der Lehrer, also jemand, der die eigentlichen Ziele der Yogalehre kennt, wird keine Mühe haben, den nötigen, sinnvollen Kompromiss in Szene zu setzen. Kompromiss deshalb, weil der Yoga im Kern nur aus den vierzehn ersten Worten, bzw. vier Sutras, des Patanjali besteht. Die restlichen einhunderteinundfünfzig Sutras der Lehre bilden das für die Schau der Yogis absolut nötige Vorfeld, sie sind das kompromissfähige Mittel zur Verständigung und Annäherung. Mit ihrer Anwendung bietet sich ausreichend Gelegenheit zur ethnischen und individuellen Anpassung an das eigentliche, fast spielerische, Yogageschehen.
Hilfreich für den Einstieg – und die stufenweise fällige Erneuerung des Beginns – sind die oben angeführten Yoga-Sutras, sie markieren sowohl das Ziel wie auch den Beginn. Das anvisierbare Ziel nirodha mündet von selbst in das nicht-fassbare Ziel kaivalya. Am Anfang steht das Erfassen des Übenden in die Ordnung der guṇas. Dieses System lässt die Eingliederung der Übenden in eine sinnvolle Praxis zu.
Die Praxis:
Yoga-Nidra, Meditation als Sitzung sowie „Fragen und Antworten“ als Auflage gilt für alle Übenden.
- Der tamasisch betonte Typ macht Körperübungen und spricht Bekräftigungsformeln.
- Der rajasisch betonte Typ erlebt āsanas, erst imaginativ und anschließend in der körperlichen Form.
- Der sattvaisch betonte Typ befindet sich im Kreis der acht Glieder (aṣṭāṅga) und übt Rezitation der Texte.
Mit der Bezeichnung „betonter Typ“ können wir vielleicht dem Irrtum vorbeugen, es gäbe tatsächlich tamasische / rajasische / sattvaische Menschen. Die Lehre der guṇas gibt uns ein schöneres Bild: Die drei guṇas sind aus drei gleichstarken Strängen – blau, rot, grün – zu einer Kordel ineinander verwoben. Der zeitweilige – meist rhythmische – Vorrang einer Farbe bewirkt die Buntheit der Welt, während das Verharren(-wollen) den zu therapierenden Zustand markiert.
Yoga Nidrā – Der Heilschlaf der Yogis
Zwei Übungen von jeweils 30 Min