Tricks

Doch, es gibt auch im Yoga Tricks. Zumindest diesen einen sollte jeder Yogi kennen. Er heißt śauca. Wie jeder gute Trick ist er ein Geheimnis. Allerdings, dieses Geheimnis und seine Enthüllung könnte in dicken Buchstaben an jeder Litfaßsäule stehen, es bliebe dennoch geheim. „Wissen“ im üblichen Sinn erhellt es nicht. Tun muss es sein.

Der „Zauberer“ auf einer Bühne kennt nicht nur seine Tricks – er kann sie. So wie die Darstellung seines Könnens einen ganz bestimmten Ablauf erfordert, so ist es mit śauca auch.

Śauca bedeutet Reinheit, Reinigung, auch Läuterung und ist der erste Schritt, der nach dem Umgang mit den āsanas, den Körperhaltungen, gelehrt werden sollte. Die Enthüllung auf der Litfaßsäule würde also den Ablauf von aṣṭa aṅga (acht Glieder) – der acht Übungsglieder des Yogaweges – beschreiben und bliebe so lange ein Geheimnis, bis man sie absolviert.

Wenn wir schon scherzhaft von einem Trick sprechen, können wir auch noch einen gelockerten Schritt weitergehen und fragen: Was bewirkt denn dieser Trick? Reinigung, wie gesagt. Dafür ein Beispiel.

Professor Upadhyaya hat uns sehr geholfen, das indische Weltbild zu akzeptieren. Sein Unterrichtsstil war klar und einprägsam. Auf Rückfragen ging er gern ein, aber beim zweiten Mal war seine Antwort kurz: „Ich habe es doch gerade gesagt.“ Noch ein Beispiel: Herbert Hildebrand wurde nach dem Unterricht gefragt, ob er noch einmal darauf zurückkommen könnte, was er in seinem Vortrag am Anfang der Stunde gesagt hatte. Seine Antwort war: „Das weiß ich nicht mehr“.

Drittes, nachvollziehbares Beispiel: Wenn eine Form von āsana beendet ist, weiß der Übende nichts mehr von ihr.

In allen drei Fällen ist von Reinigung im Yogastil die Rede, von der Rückkehr zur Ruhe im denkenden Gemüt.

Wenn unsere Beschwerden und trüben Gedanken der „Reinigung“ nicht weichen wollen, haben wir wahrscheinlich vergessen wo unser Tun beginnt und wo es endet. Vielleicht haben wir sogar den Trick selbst ausführen wollen.

Radha und Krishna auf der Schaukel
Jutta Marie Zimmermann Skizze Juli 2003