Yoga-Methoden in die berufliche Tätigkeit übernehmen?

Frage: Meine Erfahrungen mit Yoga-Methoden sind so überzeugend, dass ich mich frage, ob und wie ich sie noch besser in meine berufliche Tätigkeit übernehmen kann?
Antwort: So wie Sie fragen, geht es nicht, umgekehrt jedoch sehr gut.

F: Was meinen Sie mit umgekehrt?
A: Jetzt ohne Prinzipienreiterei: Yoga ist niemals ein zweites Thema. Man kann nicht Yoga üben, um mit so gewonnenen Kräften oder Einsichten auf einem anderen Gebiet etwas zu bewirken. Der Yoga selbst trifft auf alle Bereiche des Lebens zu, dem muss die Yoga-Technik Rechnung tragen. Mit „umgekehrt“ meine ich folgendes: Sie sind schon seit zwei Jahrzehnten im Yoga und haben entsprechende Erfahrungen – beginnen Sie doch noch einmal von vorn. Prüfen Sie zuerst, auf welcher lokalen Entwicklungsebene der Yogalehre Sie der Methode beigetreten sind und was Sie zu deren weiterer Entwicklung tun können. Entwickeln Sie den Yoga, Ihren Yoga weiter. Prüfen Sie dann Ihre Übungsmittel: Hat Ihr Umgang mit der Sprache angemessene Priorität? Beispiel: Im Alltag kann ich nach der Einleitung „Stellen Sie sich einmal vor…“ so gut wie alles sagen – es bleibt unverbindlich. Umgekehrt im Yoga, ein Sankalpa, eine an ein Wort geknüpfte Vorstellung geht immer in Erfüllung. Beobachten Sie auch die Ähnlichkeit bei der Lösung technischer und Yoga-Themen.

F: Ihre Antwort war etwas knapp: „Entwickeln Sie Ihren Yoga weiter“, und dann nur noch der Hinweis auf die Sprache. Ich hätte dazu gern eine deutlichere Anweisung, woran kann ich meine Entwicklung im Yoga erkennen?
A: Sie haben insofern Recht, als es im Yoga tatsächlich die sonst überall üblichen Markierungen des Standes und der Entwicklung – wie Titel, besondere Namen (Ordensnamen) oder äußere Merkmale wie Rangabzeichen (grüne, gelbe, schwarze Gürtel) oder Gliederungen in erste, zweite Rangstufe usw. – nicht gibt. Und ich kann dazu nur sagen, solche Kennzeichen gibt es in der Natur auch nicht. Ihr Prüfstein könnte sein – er ist wie jeder Schritt im Leben und im Yoga mit einer Überwindung verbunden -: Wie geben Sie den Yoga weiter? Yoga ohne Weitergabe ist kein Yoga. Ich meine damit nicht die unterrichtsmäßige Weitergabe an bestimmte Schüler, sondern – viel intensiver – eine möglichst yogagemäße Haltung vierundzwanzig Stunden am Tag. Vergessen Sie dabei auch nicht die Umsetzung der unbestrittenen Tatsache, dass der Mensch aus Fehlern lernt. Yoga schafft dem Übenden ein Forum für eigene Fehler, deren allmähliche Korrektur wichtiger ist als das Zuschauen bei den Korrekturversuchen anderer. Behalten Sie im Auge, dass der Yoga bei der Übungsstufe yama und dort bei ahimsa beginnt – nicht „eigentlich“, sondern tatsächlich beginnt. Dritte – für Ihre Verhältnisse an sich selbstverständliche – Alternative: Sprechübungen! Sprechen Sie A, dann IAO OM, dann atha…