Nada-Yoga Seite 3

Nada ist der Name für Klang

Nada-brahman ist der Name
für das OM

Nada-Yoga ist der Name für
den Umgang mit dem Klang

Nada Yoga - Der Yoga des heilenden Klangs - Jutta Marie Zimmermann - Teil 3 - Tampura Spielerin

OM, der Urlaut, die Urschwingung, umfasst den Anfang und das Ende. Das OM umfasst das Entstehen aller Laute – den Gesang der Vögel, die Sprache der Menschen, das Weltraumrauschen der Astronomen – und alle anderen Erscheinungen auch. Und es umfasst ihr Vergehen. OM – ein Manifestationszyklus, gesprochen als AUM – erhebt sich aus dem A, sinkt ab zum U und ist beendet, wenn sein M verklungen ist.

Swami Vivekananda sagt: „Richtig ausgesprochen, stellt dieses OM das gesamte Phänomen der Lautbildung dar. Kein anders Wort kann ihm das gleichtun. Deshalb ist es das beste Symbol des Logos.“ (Aus Vivekananda, Karma-Yoga und Bhakti-Yoga, Hermann Bauer-Verlag)

In unserer Mitte schwingt das OM als das Wort des Herrn. Ishvara, der Herr, spricht das OM und ruft damit den Menschen und alle Erscheinungen in den Kreislauf ihrer Existenz. Die Welt entsteht aus dem OM des Herrn. Unsere Stimme lässt uns – mit richtiger Aussprache – aktiv an ihr mitwirken. Joachim-Ernst Berendt (1922-2000) schreibt in seinem Buch Nada Brahma DIE WELT IST KLANG (Rowohlt-TB-Verlag): „Alles was ist, ist, weil es vibriert, weil es schwingt. Ein Teil der unendlich vielen Schwingungen erreicht unser Ohr, dort nennen wir sie Klang. Der Klang in unserem Ohr schwingt weiter und erreicht – als Schwingung – alle Bereiche des stofflichen und nicht-stofflichen Körpers.“

Es ist diese Art der Betrachtung, die in der Yoga-Praxis weitergeführt und vertieft wird. Hier beginnt der Nada-Yoga.

Nada-Yoga

Nada-Yoga ist die Vertiefung unseres Umgangs mit dem ersten Wort, dem OM. Vorher, vom Moment unserer Geburt an, gab es nur das A und, zwangsläufig, wenn sich der Mund wieder schloss, das M.

Im Verlauf unserer Entwicklung entsteht aus dem A das U und – in der Verzweigung des U – der Rest der Laute. Die Laute bestehen aus den Impulsen (Vokalen) und deren weiterschwingendem Niederschlag (Konsonanten). Im M ist ein Schöpfungszyklus, der Impuls und sein Niederschlag beendet. Die Verlaufsform dieser Entwicklung macht keinen Unterschied zwischen dem Einzelnen und der Gruppe, sie gilt für so genannte lebende wie für so genannte nicht-lebende Formen.

Der Nada-Yoga beginnt, wenn uns der zyklische Ablauf der Schöpfung bewusst wird, wenn Vokale und Konsonanten nicht nur als Mittel zur Weitergabe von Informationen, sondern ihr Zusammenwirken als līlā, Weltenspiel, in unserem Bewusstsein verstanden wird.

Wie immer im Yoga geschieht Vertiefung durch Übung und nach Anweisung. In diesem Fall stammt die Anweisung direkt von Swami Vivekananda – jenem überragenden Geist, dessen Leben und Wirken die Yoga-Praxis im Westen überhaupt erst möglich gemacht hat. Seine Anweisung ist sehr einfach: „Richtig ausgesprochen, stellt dieses OM das gesamte Phänomen der Lautbildung dar.“

Zur Praxis

In der Praxis müssen wir sehr langsam, Schritt für Schritt, weitergehen, denn jetzt kommt eine ihrer wichtigsten Regeln: Der Yogi fragt!

„Fragen stellen“ ist das wichtigste „Werkzeug“ im Yoga. Der Yogi fragt: „Was ist der Ursprung der Schwingungsimpulse, die uns erreichen, die uns – entsprechend dem Entwicklungsstand unserer Wahrnehmungsorgane – in sehr unterschiedlicher Weise erreichen?“ Das inhaltliche der Frage ist wichtig, die Fragetechnik ist aber noch wichtiger: Der Yogi lässt die Frage – so wie er sie gestellt hat – offen.

Weil das Offenlassen von Fragen im Alltagsverhalten nicht üblich ist, wird diese Technik im Yoga erlernt. Der Übende verweilt nicht in der Erwartung einer Antwort. Seine Erfahrung hat ihn gelehrt, dass Antworten spontan und von selbst kommen. Was wir manchmal Ahnung oder innere Stimme nennen, ist nicht sinnleeres Gebrause, es ist schon Antwort. Antwort, die sich je nach dem Reifegrad unseres Wesens in Begriffe, in Formen und Taten umsetzt.

„Richtig ausgesprochen“ meint zum Beispiel: Der Yogi beherrscht die Fließrichtung seiner fragenden Stimme, er vermag seine Worte nach außen und nach innen zu richten. Normalerweise sind Stimme und Sinne nach außen gerichtet, es sind die oberflächlichen Muskeln und Funktionen, die wir weiter entwickeln, wenn wir uns mit dem Körper beschäftigen. Im Yoga schließen wir jedoch die Tiefe des Körpers, ja unseres gesamten Wesens in die Frage „Was schwingt?“ mit ein.

Herz und Lungen, alle Drüsen, auch die Hormondrüsen, Leber, Milz, Darm, das Gehirn, kurz alle inneren Organe und ihre Funktionen werden beim Einnehmen von āsanas, so genannten Körperhaltungen, angesprochen und in die Übungstechnik der offenbleibenden Fragen einbezogen. (Heilungsvorgänge im Yoga sind Ergebnis der wörtlichen „Ansprache“ zum Beispiel eines Organs oder einer Funktion, sowie der Regulierung, die wir der Antwort „von innen her“ überlassen haben.)

„Richtig ausgesprochen“ meint besonders die richtige Tonlage. Die Übungspraxis im Nada-Yoga wird sich hauptsächlich mit dem Hervorbringen des Tons und der Töne beschäftigen.