Krankheit, Orientierungslosigkeit, Niedergeschlagenheit

Frage: Nun habe ich doch noch eine Frage. Wenn von „Doppelleben“, „Spaltung“, „Schizophrenie“ die Rede ist, fühlen wir uns zunächst nicht so sehr betroffen, wie wenn, als Folge davon, auch von Krankheit, Niedergeschlagenheit und Orientierungslosigkeit gesprochen wird. Sieht die Yogalehre solche Zusammenhänge? Kennt sie Handhabungen sie zu vermeiden?
Antwort: Ich habe noch kein Thema außerhalb der „Zusammenhänge“ gefunden. Wer, wie die Yogis, alle Erscheinungen im Licht einer einzigen Basismatrix sieht, hat auf diese Art Zugang und Verständnis für alle überhaupt möglichen Erscheinungsweisen – und ihr Verhältnis zueinander. Also, im Sinne Ihrer Frage: Ja, da sind Zusammenhänge. Ebenso deutlich ist allerdings auch das Nein, sobald es um die Vermutung des Anrechts einer aus dieser Schau resultierenden Handhabung geht. Wiederholen wir doch an dieser Stelle die Frage: Wozu ist der Yoga überhaupt da? Die Antwort ist so schlicht wie die Frage: Der Yoga hebt auf, was die Schöpfung schafft. Schöpfung ist Trennung, Teilung, Individualisierung. Der Schöpfer selbst wird zum Geschöpf. Das Joch – also der Yoga – yocht das Getrennte wieder mit seinem Ursprung zusammen. Der Yogaübende erlebt sich – durch die Übung – als Teil der Schöpfung und des Schöpfers.

In der Praxis: Der Übende erneuert die Einheit mit sich selbst. Nicht dort, wo Schmerz und die unbewusste Übernahme der Erfahrungen anderer Menschen Schwierigkeiten bereiten, sondern an dem Ort, wo ihm selbst die Lehre eigene Aufgaben stellt. Jede Trennung (vom Schöpfer) ist anders geartet und hat ihren individuellen, nirgendwo sonst wiederkehrenden Sinn. Bei banalen Beschwerden oder alltäglichen Problemen mag diese Tatsache keine große Rolle spielen. Im Laufe zunehmender Sensibilisierung der Wesen versagen die allgemeingültigen Lösungsformeln jedoch ihren Dienst. Besonders Übenden – man kann auch sagen religiösen – Menschen stellt sich also die Frage der individuellen Form des Gleichgewicht zwischen Spaltung/Verbindung, Doppelleben/Einheit, auch Krankheit/Gesundheit. Ihre Einsicht, Problemen nach ihrer persönlichen Art begegnen zu müssen, ist oft verbunden mit dem Entdecken eigener, selbstverständlicher Methoden der Lösung.

Wie sich im Rahmen solcher Erfahrungen aber die vermuteten Zusammenhänge verhalten, bleibt mehr dem dann eintretenden Erleben des Übenden als dem verbreiteten Raster überlassen.