Jenseits…

Jenseits der Intelligenz

tadā draṣṭuḥ svarūpe’vasthãnam|| YS I,3

Dann verweilt der Seher in der eigenen (wahren) Natur

Dort – jenseits – ist nichts.
Nicht einmal Nichts ist dort.
Und Dort ist dort auch nicht.

Vielleicht liegt es einfach daran, dass wir es nicht lassen können.
Dass unsere Natur weiße Flächen nicht duldet.
Dass wir viel lieber den Astronomen zuhören, die von mutmaßlichen
schwarzen Löchern im weiten Weltenraum sprechen, als
deren Entsprechungen in unserer realen, eigenen Erfahrung trauen.

Religionen und Wissenschaften haben ihre Erklärungsversuche der wahren Natur unseres Wesens weitgehend hinter sich.

Yoga fördert solche Versuche, lässt aber die in seinem Namen Suchenden ebenfalls scheitern. Yoga beginnt seine Unterweisung erst nach dem Ende der Suche.

Erst im Stadium des Verzichts auf ein greifbares Ergebnis macht die Yoga-Methode Sinn. Ihr Resultat ist nicht fassbar. Der den Zustand des Verzichts bezeichnende Name ist anirvacanīya (nicht mit Worten auszudrücken, jenseits jeglicher Beschreibung.)

Statt der Beschreibung pflegt der Yoga die Kunst der dynamischen Umschreibung. Und, an Stelle von Erklärungen, die Geschicklichkeit der eigenes Erleben bewirkenden Anweisung. In diesem Stadium lobt die eigene Erfahrung das vorangegangene Scheitern.

Die Technik der dynamischen Umschreibung, in Verbindung mit passenden Anweisungen, ist auch bei kleinsten Abläufen auf Vollendung gerichtet. Sie wirkt in beiden Bereichen: Der exemplarischen Übung und des regulären Alltags. Der Raum der Übung geht voran, die Ereignisse des Alltags bieten das ergiebige Feld der Umsetzung. Diese, die Vollendung bewirkende Technik, besteht darin, auf die Wirkung des Tuns zu verzichten. Es genügt, „es“ zu tun – und zu wiederholen.

Im Übungsbereich entsteht neue, unspezifische Energie (tapas) mit der Eigenschaft, auf Tagesroutinen überzugreifen.

Eine Yoga-Übung hinterlässt weiße Flächen, nicht Erinnerung oder andere Reste. Ihr Modell schafft Raum für die – am deutlichsten in einem gesetzten Vakuum, in weiße Flächen (und schwarzen Löchern) – sich erneuernde spontane Kreativität.

Und so wie eine Übung einen klaren Ablauf mit Anfang, Höhepunkt und Ende aufweist, so gestalten sich zunehmend auch die Vorgänge im Tagesbereich – es verbleiben keine Reste.

Wo keine Reste sind, ist das Jenseits, jenseits der Erscheinungen und jenseits der Reste. Jenseits ist nichts. Jenes Nichts, das manche auch „alles“, oder „die Fülle“ nennen. Oder ihm im Bereich der Konfessionen brauchbare Namen geben.