Die Technik der Verknüpfung

Obwohl der Yoga keine Mitwirkung durch andere Maßnahmen braucht, hat es sich doch als sinnvoll erwiesen, für den Anfang bekannte und vertraute Techniken als Hilfen heranzuziehen. Besonders Anfängern, die aus therapeutischen Gründen zum Yoga kommen, wird damit der Einstieg erleichtert.

Thema ist die Frage, wie dem Yogaübenden allgemein, und speziell dem Neuling, mit Methoden der Naturheilkunde geholfen werden kann. An Erfahrungen in beiden Bereichen mangelt es nicht, hier geht es jedoch um ihre sinnvolle Verknüpfung, darum, yogische und naturheilkundliche Elemente aufeinander abzustimmen. Beide Anteile im eigenen Fahrwasser zu lassen, sie nicht vom Gewicht oder der Bedeutung der anderen Komponente überlagern oder verdrängen zu lassen, ist die eigentliche Kunst.

Wir haben es mit drei Gliedern eines in sich geschlossenen Vorganges zu tun:

Der Zeit der Stille (nach der Einnahme)
Dem passenden Mittel
Dem günstigen Zeitpunkt

In der Praxis sieht das so aus, dass der Yoga für eine dem Mittel individuell angepasste meditative Zeit der Stille, die Naturheilkunde aber für das passende Mittel zuständig ist. Hinzu kommt die Bestimmung eines günstiger Zeitpunktes für die Anwendung.

Wenn es sonst bei einer Anwendung lediglich heißt, „man nehme zehn Tropfen“, so ist dies nur ein Teil des Gesamtvorganges. Die beiden anderen Anteile, der „günstige Zeitpunkt“ und „die Zeit der Stille“ sind unerlässliche Glieder in der Verlaufsform der Anwendung. Fehlt eines der drei Glieder, sollte nicht von einem Vorgang im Sinne von Yoga und Naturheilkunde gesprochen werden. Alle drei Elemente werden vom Lehrer/Behandler, im Einvernehmen mit dem Übenden/Patienten, festgelegt. Während das Mittel und die Zeit der Stille vom Behandler allein bestimmt werden, richtet sich der Zeitpunkt weitgehend, wenn auch nicht ausschließlich, nach den Möglichkeiten des Patienten.

Ein Beispiel könnte so aussehen: Der günstige Zeitpunkt ist „früh, mittags und abends, jeweils eine halbe Stunde nach der Mahlzeit“. Hierbei sind kleine Spielräume möglich. Anders bei der Zeit der Stille: Sind dafür fünf Minuten nach dem Einnehmen“ angewiesen worden, müssen diese auch eingehalten werden. Der dritte Teil, „das Mittel und die Menge“, wird vom Behandler gewählt.

Wenn sich – wie oft berichtet wird – als Folge dieses dreigliedrigen Vorganges spontane Müdigkeit einstellt, ist das optimal. Diesem Impuls sollte der Übende bzw. Patient nachgegeben – zumindest gelegentlich. Nach einer, sich selbst regulierenden Ruhe- bzw. Schlafenszeit von meist nicht länger als zwanzig Minuten, fühlt man sich munter und erfrischt.

Sehr wichtig bei dieser Therapie ist der Bericht des Patienten und die Einstufung der Patientenerfahrung durch den Therapeuten. Es kann sein, dass schon beim ersten Versuch von einer deutlichen Reaktion berichtet wird, wahrscheinlicher ist aber – und eher noch günstiger – dass eine Anlaufzeit notwendig ist. Die Aufmerksamkeit braucht eine Weile um in die gewünschte Richtung zu fließen. Der Behandler wird dem Übenden klar machen, dass das völlige Ausbleiben einer Reaktion auch eine Reaktion darstellt. Das Fehlen einer erkennbaren Reaktion ist verständlich und ein Hinweis darauf, dass der Übende die Vorgänge – im Zustand des Geschehens – erst kennenlernen muss. Dieser Punkt ist insofern bedeutsam, weil der Patient sonst – außerhalb der Zeit der Stille – genau weiß worauf er zu achten hat, es hier aber eben lernen muss.